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Brolgakranich-Portrait

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Brolgakraniche -
der Australier wird
sehr selten gezeigt

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Hier entsteht eine Seite über die australischen Brolgakraniche (Grus rubicundus).

Kraniche.info informiert über das Freileben und die Haltung und Vermehrung (Zucht) der Brolgas in Menschenobhut.

Wo leben Brolgakraniche?
Brolgakraniche leben im Norden und Osten Australiens und im äussersten Süden der Insel Neuguinea (beide Teile, also sowohl im indonesisch besetzten Westen, als auch in Papua-Neuguinea. Die Brolgas leben genau im Grenzgebiet).
Die grössten Chancen, sie zu beobachten, hat man im australischen Bundesstaat Queensland, den sie fast vollständig besiedeln. Dort liegen auch die meisten Brutvorkommen. Man findet sie aber auch im Northern Territory und in sehr geringer Zahl ganz im Süden in der Nähe von Melbourne.

Brolgakraniche sind keine Zugvögel, vagabundieren aber wetterabhängig über weite Strecken.
Es scheint keinen Austausch zwischen den Tieren in Australien und denen auf Neuguinea zu geben.

Zur Bedeutung des Namens:
Die wissenschaftliche Bezeichnung "rubicundus" bezieht sich ganz offensichtlich auf die rot-glühende Farbe des Kopfes.

Brolgakranich, Grus rubicunda

Der Ornithologe und Künstler John Gould nannte den Kranich 1865 zunächst '''Australischer Kranich''', eine Bezeichnung, die auch heute noch gelegentlich zu hören ist. Das ist allerdings etwas verwirrend, denn in Australien gibt es auch eine Population des Saruskranichs.
Die "Royal Australasian Ornithologists Union" (RAOU, heute "Birdlife Australia") schlug deshalb 1926 die Umbenennung in Brolga-Kranich vor. Das war die Bezeichnung, die die Aborigines für den Vogel hatten. Die Umbenennung war also vielleicht auch eine Geste gegenüber den Aborigines, denn dieser Kranich ist der heilige Vogel der eingeborenen Völker Australiens.

Das Wort "Brolga" - eigentlich Buralga - ist ein Name aus deren Sprache, der in den Legenden der Ureinwohner eine wichtige Rolle spielt.
Die eigentliche Bedeutung des Wortes wird damit allerdings trotzdem noch nicht geklärt. In der Mythologie der Aborigines ist "Brolga"/ "Buralga" nicht nur der Name einer schönen Tänzerin, die - entführt durch einen bösen Geist - als tanzender Kranich auf die Erde zurückkehrte, sondern Brolga ist angeblich auch eine der Bezeichnungen für die Regenbogenschlange (engl. Rainbow Serpent), die eine zentrale Figur in der Weltschöpfungs-Mythologie der Aborigines ist.

Eine andere Legende erzählt, dass die junge Frau Buralga gegen ihren Willen mit einem alten Stammesführer verheiratet werden sollte. Es gelang ihr, in die Ebene zu fliehen und mit dem Mann zusammenzutreffen, den sie tatsächlich liebte. Aber die beiden wurden verfolgt und sollten gefangengenommen werden. Im letzten Moment entführte ein Wirbelsturm die beiden Liebenden und sie kehrten auf die Erde als zwei grosse Vögel zurück.
Diese Legende könnte auf die enge Partner-Bindung der Brolgas und aller Kraniche hinweisen.

Der Verfasser würde sich über einen Hinweis eines Lesers freuen, der sich in der Mythologie der Aborigines besser auskennt, als er selbst.

Bestand und Bedrohung:
Dass eine starke Bedrohung der Art durch die Trockenlegung ihrer Brutgebiete besteht, liegt auf der Hand.
Die Trockenlegung der Sümpfe trifft die Brolgas allerdings noch ganz besonders, da es ausgesprochene Nahrungsspezialisten zu sein scheinen: In freier Wildbahn besteht die Nahrung der Vögel angeblich hauptsächlich aus den Knollen von Eleocharis dulcis, auf Deutsch als Wasserkastanie bezeichnet. Die Wasserkastanie ist eine aquatisch lebende Pflanze, die bis zu 1,50 m hoch wird. Am Ende der dünnen Rhizomwurzeln werden etwa 2,5 bis 4 cm große, unterirdische Knollen ausgebildet, die die Kraniche mit ihren starken Schnäbeln aus dem Sumpf herauswühlen.
Wo kein Sumpf und kein Wasser verhanden ist, können aber keine Wasserkastanien sein, wodurch die Nahrungsgrundlage der grossen Vögel fehlt.

Da der Bestand der Art aber bisher nicht sehr gut erforscht ist, lässt sich kaum seriös einschätzen, wie stark die Bedrohung tatsächlich ist.

Brolgakraniche ähneln stark den etwas grösseren Saruskranichen

Zuverlässige Zahlen über die Freiland-Bestände des Brolgakranichs gibt es wohl auch nicht; der Bestand gilt allerdings derzeit als gesichert.
Die International Crane Foundation geht von einem Bestand zwischen 20.000 und 100.000 Tieren aus.

Dazu ist eine Anmerkung wichtig: Die Bestandszahlen werden i.d.R. von der IUCN (International Union for Conservation of Nature) übernommen. Das machen praktisch alle Organisationen und Autoren so und das ist eigentlich durchaus gut und richtig. Es bringt aber zwei Probleme mit sich:
Die Berichte der IUCN sind - eigentlich sehr überraschend - nicht sehr aktuell.
Und zweitens: Die IUCN teilt die Tierbestände in Gruppen ein und eine der Gruppen umfasst eben die Tiere mit einer Anzahl von 20.000 bis 100.000 Tiere.
Das "Australian Crane Network" - ein Zusammenschluss von Kranichfreunden, die sich ausschliesslich um Brolga- und Saruskranich kümmern - vermutet eine Bestandsgrösse von 100.000 Tieren in der australischen und einer unbekannten (aber eher kleinen) Zahl von Brolgas auf Neuguinea.

Bestandsschätzungen sind bei dieser vagabundierenden Art sehr viel schwieriger, als bei den Arten, die auf dem Zug (z.B. Graukranich) oder im Winterquartier (z.B. Mönchskranich) recht gut erfasst oder gar gezählt werden können.

Es ist also keineswegs unwahrscheinlich, dass es sich bei Beobachtungen von Brolga-Kranichen oftmals um dieselben Tiere handelt, auch wenn die Beobachtungen an unterschiedlichen Orten erfolgen.

Eine solche Fehleinschätzung musste die Fachwelt in den 1980er Jahren schon beim Klunkerkranich feststellen, dessen Bestand erheblich überschätzt wurde, bis man feststellte, dass es sich bei den in Botswana und Sambia beobachteten Vögeln überwiegend um dieselben Tiere handelte, die zwischen verschiedenen Revieren hin- und herzogen.
Immerhin können Kraniche als Langstreckenflieger innerhalb von 24 Stunden problemlos 100 oder 200 Kilometer zurücklegen; auf dem konsequenten Zug in die Winterquartiere (was aber weder bei den afrikanischen Klunkerkranichen noch bei den australischen Brolgas der Fall sein dürfte) sind auch 500 Kilometer an einem Tag überhaupt kein Problem. Bei gekennzeichneten europäischen Graukranichen (beringt oder mit Sendern ausgestattet) konnte man schon Entfernungen von 5000 Kilometern innerhalb von 10 Tagen nachweisen!

Aussehen, Grösse und Besonderheiten:
Brolgakraniche sind dem Saruskranich sehr ähnlich und können leicht mit ihm verwechselt werden. Optisch ist der Unterschied vor allem am Kopf zu sehen; insbesondere ist das Rot auf den Kopf selber beschränkt, während es beim Sarus auch die obere Halspartie umfasst. Ausserdem haben die Brolgakraniche einen auffälligen schwärzlich gefärbten Kehlsack, der auch auf dem Portrait oben auf dieser Seite gut zu erkennen ist.

Brolgakraniche im Weltvogelpark Walsrode

Auch sind Brolgakraniche etwas kleiner. Es gibt über die Grösse allerdings unterschiedliche Informationen:
Im allgemeinen wird in der (deutschsprachigen) Literatur eine Grösse von etwa 125 cm genannt - das wäre dann die Höhe eines Graukranichs. Die Vögel im Vogelpark Walsrode sind allerdings deutlich grösser.
Diese falsche Angabe dürfte auf Treuenfels zurückzuführen sein, der das 1989 in seinem insgesamt wunderbaren und wichtigen Buch "Kraniche - Vögel des Glücks" so dargestellt hat.

Die International Crane Foundation gibt die Grösse der Brolga-Kraniche mit etwa 160 cm an, was der Verfasser aus eigener Beobachtung bestätigen kann.

Das Australian Crane Network billigt den Vögeln überraschenderweise nur 140 cm zu - die Grösse eines mittelgrossen Kranichs.

Diese ganzen Unklarheiten sind insofern nur schwer nachvollziehbar, als Lawrence Walkinshaw in seinem Standardwerk "Cranes of the World" (Die Kraniche der Welt) klare und richtige Angaben gemacht hat: Er schreibt u.a., dass der Brolga "ein weiterer sehr grosser Kranich" sei, der in der Grösse nur von Sarus- und Klunkerkranich übertroffen werde.
Leider berechnet er die Grösse der Tiere anders, als heute üblich und gibt sie mit "42 - 45 inch" an (107 - 114 cm) und zwar "from tip of bill to base of tail" (von der Schnabelspitze bis zur Schwanzwurzel), also die reine Körperlänge.

Auch in dem 2008 erschienenen sehr wichtigen Grundlagenwerk "Cranes - A Natural History of a Bird in Crisis" von Prof. Janice M. Hughes wird die Grösse der Brolgas korrekt mit 150 - 160 cm angegeben. Als Spannweite der Vögel werden dort 200 - 230 cm genannt.

Fortpflanzung:
Freiland-Beobachtungen zeigen, dass Brolgas im Alter von 3 - 5 Jahren das erste Mal brüten.
Auch bei dieser sehr grossen Art (grosse Tierarten brauchen oft länger bis zur Geschlechtsreife) zeigt sich damit, dass die von den meisten Vogelhaltern geäusserte Auffassung, dass grosse Kraniche erst mit fast 7 Jahren geschlechtsreif seien, falsch sein muss.
Wir haben das schon anderer Stelle geschrieben: Der späte Fortpflanzungsbeginn, der bei Kranichen in Menschenobhut tatsächlich zu beobachten ist, ist wohl eher Ausdruck einer nicht artgerechten Zwangsverpaarung der Vögel, statt biologisch vorgegeben.

Besonderheiten:
Nicht sonderlich überraschend ist es, dass sich Sarus und Brolga gelegentlich miteinander paaren. Die Jungen aus dieser Verbindung werden als "Sarolgas" bezeichnet. Dem Verfasser sind allerdings keine Beobachtungen darüber bekannt, ob die Sarolgas sich ihrerseits wiederum fortpflanzen können.

Da Brolgakraniche auch Salzwasser trinken, haben sie eine spezielle Drüse (in der Nähe der Augen) entwickelt, mit deren Hilfe das überschüssige Salz wieder ausgeschieden werden kann.

Brolgas in Menschenobhut:
In Menschenobhut wird der Brolgakranich kaum jemals gehalten, geschweige denn vermehrt. Das ist insofern bemerkenswert, als ja Australien den Export von lebenden Tieren seit Jahrzehnten vollständig verboten hat. Wenn man eine Population in Menschenobhut ausserhalb Australiens aufbauen wollte, müsste man konzentriert versuchen, mit den wenigen zuchtreifen Tieren, die es in Europa und Amerika gibt, eine solche Population aufzubauen.
Derzeit halten sich die Zuchtbemühungen in Grenzen. Dem Verfasser ist keine zoologische Einrichtung in Europa bekannt, die Brolgas erfolgreich vermehrt. In den USA wird die Art einzig in der Zuchtstation der ICF in Baraboo (Wisconsin) nachgezogen. Dort gelang auch die Welterstzucht.

Brolgakraniche können Sie nach Informationen des Verfassers in Deutschland aktuell (2015) nur im Vogelpark in Walsrode sehen. Nach seinen eigenen Beobachtungen sind die beiden Brolgas in Walsrode nicht miteinander verpaart, sondern dulden sich nur gegenseitig - ein Verhalten, das von vielen Kranichhaltern als Verpaarung missdeutet wird. Auf unserer Seite über die Zucht von Kranichen in Menschenobhut schreiben wir mehr zu dem Thema.
Es sind auch keine Privathalter von Brolgakranichen bekannt.


Dieser Beitrag über die Brolgakraniche wird noch ergänzt bzw. fortgesetzt.


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