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Paradieskranich-Portrait

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Paradieskraniche -
dramatische Bestandsabnahme oder stabiler Bestand?

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Hier entsteht eine Seite über die südafrikanischen Paradieskraniche, die Nationalvögel Südafrikas (Es ist übrigens nicht der Wappenvogel, das ist der Sekretär, ein ausgesprochen merkwürdiger, sehr hochbeiniger Greifvogel).
Früher war der Paradieskranich auch unter der Bezeichnung Stanley-Kranich bekannt, vor allem im englischen, spanischen und niederländischen Sprachraum.
In Südafrika wird der Paradieskranich als "Blue crane" (Blauer Kranich) bezeichnet.

Paradieskraniche haben von allen Kranichen die längste Schleppe

Kraniche.info informiert über das Freileben und die Haltung und Vermehrung (Zucht) der Paradieskraniche in Menschenobhut.

Äussere Erscheinung:
Anthropoides paradisea
- wie dieser Kranich mit wissenschaftlichem Namen heisst - ist eng verwandt mit dem Jungfernkranich, dem er in vielen Verhaltensweisen ähnelt. Nach der derzeitigen Auffassung der Mehrheit der Systematiker gehören Paradieskraniche zusammen mit den Jungfernkranichen in eine Gattung.
Auch vom Körperbau gibt es Ähnlichkeiten: Beide haben relativ kurze Schnäbel, beide haben eine ziemlich lange Schleppe (also die verlängerten Armschwingen, die den in Wirklichkeit kurzen Schwanz überragen und mit diesem oft verwechselt werden). Genauso wie die Jungfernkraniche gehören auch die Paradieskraniche mit unter 120 cm Körpergrösse zu den eher kleinen, bestenfalls mittelgrossen Kranichen.

Allerdings hat der Verfasser schon Paradieskraniche gesehen,die klar grösser waren als 120 cm.

Besonders auffällig aber ist ein gemeinsamer Unterschied zu allen anderen Kranichen: Paradieskraniche und Jungfernkraniche haben beide einen vollständig befiederten Kopf; es fehlen jegliche nackte rote Hautpartien. Einzig der Klunkerkranich hat einen ähnlich befiederten Kopf. (Möglicherweise sind Paradies- und Klunkerkranich aber auch näher miteinander verwandt, als gemeinhin anerkannt ist. Auf der Klunkerkranich-Seite schreiben wir über die "Freiland-Mischehe" zwischen einem Paradieskranich und einem Klunkerkranich)

Die Verbreitung des Paradieskranichs ist auf den Süden Afrikas beschränkt und dort leben sie fast ausschliesslich in der Republik Südafrika und da wiederum besonders ganz im Süden des Landes. Keine andere Kranichart hat ein derart geschlossenes Siedlungsgebiet - sicherlich ein wichtiger Grund dafür, dass sich keine Unterarten entwickelt haben.
Eine kleine Population (deutlich unter 100 Tiere insgesamt) existiert auch in Namibia, im Gebiet des Etoscha-Nationalparks, in dem auch der stattliche Klunkerkranich vorkommt.

Wanderungen:
Paradieskraniche sind keine Zugvögel, unternehmen aber (wie z.B. auch der Brolgakranich) jahreszeitliche Wanderungen innerhalb ihres üblichen Verbreitungsgebiets. Vor allem während der Brutzeit steigen Paradieskraniche gerne in höhergelegene Areale (bis etwa 1.800 m), um dem Druck durch Prädatoren und Menschen auszuweichen.

Brut und Verhalten:
Paradieskraniche sind mit 3 bis 5 Jahren geschlechtsreif - auch diese Angabe möchte der Verfasser allerdings ausdrücklich mit dem Hinweis einschränken, dass verlässliche Angaben über die biologische Reife für alle Kraniche kaum vorliegen. Brutversuche (und erst recht erfolgreiche) sind allerdings früher nicht zu beobachten. Wir schreiben aber schon an anderer Stelle, dass die recht späte Brutreife von Kranichen möglicherweise (!) weniger mit der Biologie, als vielmehr mit den komplizierten Vermählungsritualen zusammenhängen kann.

Die Brutzeit liegt im Frühjahr ihrer südafrikanischen Heimat, also in den Monaten Oktober bis Dezember, kann sich aber bis in den März hinziehen. Es werden 2 Eier gelegt, meistens ohne ein richtiges Nest zu bauen einfach in eine Erdmulde.
Die Jungen schlüpfen nach der "üblichen Kranichbrutdauer" von etwa einem Monat, verlassen den Neststandort schon am ersten Tag und werden dann etwa 2 Wochen lang von den Eltern gefüttert. Völlig selbstständig sind sie - auch das entspricht dem Verhalten der meisten Kranicharten - nach etwa 3 Monaten. Sie bleiben aber in Familienverbänden (oft innerhalb grösserer Gruppen) bis zur nächsten Brutsaison.

Ähnlich wie z.B. der Schwarzhalskranich rufen Paradieskraniche auch bei der Brutablösung - ein Verhalten, das viele andere Kranicharten nicht zeigen. Sie gelten als gute Eltern, die sehr aggressiv auf Störenfriede reagieren.

Bestand, Bedrohung und Schutzbemühungen:
Wie bei fast allen Kranicharten gibt es nur unzuverlässige Angaben zu den Bestandszahlen, was bei den afrikanischen Arten vor allem auf den dramatischen Habitatverlust zurückzuführen ist: Die Zahlen veralten sehr schnell, selbst grosse Populationen erlöschen innerhalb von wenigen Jahren. Vor etwa 20 Jahren ging man noch von etwa 20.000 bis 25.000 Paradieskranichen aus; heute befürchten Fachleute, dass der verbliebene Bestand in Wirklichkeit viel kleiner ist. Aber vielleicht sind die Befürchtungen ja zu schwarzseherisch:
Die ICF geht von einem stabilen Bestand von etwa 20.000 Tieren aus, die in Südafrika ansässige Overberg Crane Group sieht zwar eine starke Gefährdung der Art, kommt aber aktuell (2015) noch auf 25.000 Tiere.
Overberg ist der Distrikt in äussersten Süden des Landes, in dem etwa die Hälfte des gesamten Paradieskranich-Bestands lebt.

Diese Zahlen sind vielleicht etwas überraschend, denn eigentlich ist unstrittig, dass die Freiland-Bestände des Paradieskranichs seit einiger Zeit durch die Intensivierung und Ausweitung der Landwirtschaft dramatisch zurück gehen.
Dabei spielt eine Rolle, dass die Tiere von den Bauern oftmals als Ernteschädlinge verfolgt werden. Sie werden nicht nur vergrämt, sondern auch vergiftet. (Es gibt da übrigens keinerlei Veranlassung zu deutscher oder mitteleuropäischer Arroganz: Auch 2015 wurden wieder Wanderfalken und Luchse in Deutschland getötet - zwei extrem seltene Wildtier-Arten, die eine grosse Akzeptanz bei der Mehrheit der Bevölkerung geniessen. Das Gewehr aber wird nur von einer einzigen Person bedient, das Aufstellen der Schlagfalle macht nur ein einzelner durchgeknallter Jäger und auch zum Auslegen von Giftködern braucht man nicht die "Mehrheit der Bevölkerung" . . . ).
Die Overberg Crane Group betont als Gefährdungsfaktoren ausserdem den illegalen Handel (der Internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt, die Vögel können also relativ problemlos gehandelt werden. In der "Roten Liste" wird die Art "nur" als "vulnerable = gefährdet" eingestuft) und die Kollision mit Starkstromleitungen.

Sonstiges:
Der "Blue Crane" ist der Nationalvogel Südafrikas und wird oft zu den "big five of birds" des Landes gerechnet. (Die Angaben über die "Grossen 5 Vogelarten" variieren allerdings - man kommt problemlos auch auf 6 oder 7 besonders wichtige Arten. Meistens werden Sattelstorch, Hornrabe, Kori-Trappe und Kampfadler, wechselnd auch der Paradieskranich, der Ohrengeier und die Fischeule dazu gezählt.)

Aber dieser ungewöhnliche Kranich ist den Anbietern von Fotosafaris zumindest wichtig genug, dass es immer eine Möglichkeit gibt, die Art bei einem Natur-Urlaub in Südafrika zu sehen.

Paradieskraniche in Deutschland:
Paradieskraniche können Sie z.B. im Vogelpark in Walsrode und im Tierpark Berlin und in den Zoos von Köln, Hannover, München, Nürnberg, Stuttgart und Wuppertal sehen. Ausserdem gibt es auch einige Privathalter.

Zahlenmässig kann der Vogelpark in Walsrode bei der Vermehrung der Paradieskraniche als besonders erfolgreich gelten; hier wurden schon mehrere Dutzend Vögel der Art erfolgreich aufgezogen.

Leider werden auch Paradieskraniche bisher meistens künstlich erbrütet und von Hand aufgezogen; der Bestand an voll flugfähigen, geschlechtsreifen Paradieskranichen, die in Menschenobhut geboren wurden, ist sehr gering.

In Köln ist 2015 endlich ein Küken geschlüpft, nachdem man zur künstlichen Befruchtung gegriffen hat. Die Brut wurde dann als Naturbrut zugelassen, auch die Aufzucht sollte durch die Eltern selbst durchgeführt werden.
Nach Auskunft des Kölner Zoos vom 07.März 2016 "hat 2015 die Naturbrut und Elternaufzucht anstandslos geklappt. Das junge Männchen hat sich hervorragend entwickelt und wurde im Rahmen des ESB im letzten Herbst an den Zoo Prag abgegeben."

Herzlichen Glückwunsch! Hier wurde nicht nur ein vermutlich verhaltenssicherer junger Kranich gewonnen, sondern ein bis dahin erfolgloses Paar wurde zu einem Zuchtpaar, dass zukünftig wahrscheinlich umso sicherer seine Jungen grossziehen wird. Es geht - aber wollen muss man schon!

Insgesamt leben wohl etwa 90 Paradieskraniche in europäischen Zoos, die auch durch das Zuchtbuch erfasst werden.

Bei der Haltung dieser Art in Menschenobhut muss bedacht werden, dass Paradieskraniche im Unterschied zu den meisten anderen Kranich-Arten mit Minustemperaturen nicht gut klarkommen. Insbesondere Erfrierungen an den Zehen sind leider nicht selten, wenn die Tiere in die Hände von unzureichend ausgebildeten Pflegern kommen.


Dieser Beitrag über die Paradieskraniche wird noch ergänzt bzw. fortgesetzt.

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