Diese Zahlen
sind vielleicht etwas überraschend, denn eigentlich ist unstrittig,
dass die Freiland-Bestände des Paradieskranichs seit einiger
Zeit durch die Intensivierung und Ausweitung der Landwirtschaft
dramatisch zurück gehen.
Dabei spielt eine Rolle, dass die Tiere von den Bauern oftmals
als Ernteschädlinge verfolgt werden. Sie werden nicht nur
vergrämt, sondern auch vergiftet. (Es gibt da übrigens
keinerlei Veranlassung zu deutscher oder mitteleuropäischer
Arroganz: Auch 2015 wurden wieder Wanderfalken und Luchse in Deutschland
getötet - zwei extrem seltene Wildtier-Arten, die eine grosse
Akzeptanz bei der Mehrheit der Bevölkerung geniessen. Das
Gewehr aber wird nur von einer einzigen Person bedient, das Aufstellen
der Schlagfalle macht nur ein einzelner durchgeknallter Jäger
und auch zum Auslegen von Giftködern braucht man nicht die
"Mehrheit der Bevölkerung" . . . ).
Die Overberg Crane Group betont als Gefährdungsfaktoren ausserdem
den illegalen Handel (der Internationale Handel ist nach CITES-Anhang
II geregelt, die Vögel können also relativ problemlos
gehandelt werden. In der "Roten Liste" wird die Art
"nur" als "vulnerable = gefährdet" eingestuft)
und die Kollision mit Starkstromleitungen.
Sonstiges:
Der "Blue Crane" ist der Nationalvogel Südafrikas und wird oft
zu den "big five of birds" des Landes gerechnet. (Die
Angaben über die "Grossen 5 Vogelarten" variieren
allerdings - man kommt problemlos auch auf 6 oder 7 besonders
wichtige Arten. Meistens werden Sattelstorch, Hornrabe, Kori-Trappe
und Kampfadler, wechselnd auch der Paradieskranich, der Ohrengeier
und die Fischeule dazu gezählt.)
Aber dieser
ungewöhnliche Kranich ist den Anbietern von Fotosafaris zumindest
wichtig genug, dass es immer eine Möglichkeit gibt, die Art
bei einem Natur-Urlaub in Südafrika zu sehen.
Paradieskraniche
in Deutschland:
Paradieskraniche können Sie z.B. im Vogelpark in Walsrode
und im Tierpark Berlin und in den Zoos von Köln, Hannover,
München, Nürnberg, Stuttgart und Wuppertal sehen. Ausserdem
gibt es auch einige Privathalter.
Zahlenmässig
kann der Vogelpark in Walsrode bei der Vermehrung der Paradieskraniche
als besonders erfolgreich gelten; hier wurden schon mehrere Dutzend
Vögel der Art erfolgreich aufgezogen.
Leider werden
auch Paradieskraniche bisher meistens künstlich erbrütet
und von Hand aufgezogen; der Bestand an voll flugfähigen,
geschlechtsreifen Paradieskranichen, die in Menschenobhut geboren
wurden, ist sehr gering.
In Köln
ist 2015 endlich ein Küken geschlüpft, nachdem man zur
künstlichen Befruchtung gegriffen hat. Die Brut wurde dann
als Naturbrut zugelassen, auch die Aufzucht sollte durch die Eltern
selbst durchgeführt werden.
Nach Auskunft des Kölner Zoos vom 07.März 2016 "hat
2015 die Naturbrut und Elternaufzucht anstandslos geklappt. Das
junge Männchen hat sich hervorragend entwickelt und wurde im Rahmen
des ESB im letzten Herbst an den Zoo Prag abgegeben."
Herzlichen
Glückwunsch! Hier wurde nicht nur ein vermutlich verhaltenssicherer
junger Kranich gewonnen, sondern ein bis dahin erfolgloses Paar
wurde zu einem Zuchtpaar, dass zukünftig wahrscheinlich umso
sicherer seine Jungen grossziehen wird. Es geht - aber wollen
muss man schon!
Insgesamt
leben wohl etwa 90 Paradieskraniche in europäischen Zoos,
die auch durch das Zuchtbuch erfasst werden.
Bei der Haltung
dieser Art in Menschenobhut muss bedacht werden, dass Paradieskraniche
im Unterschied zu den meisten anderen Kranich-Arten mit Minustemperaturen
nicht gut klarkommen. Insbesondere Erfrierungen an den Zehen sind
leider nicht selten, wenn die Tiere in die Hände von unzureichend
ausgebildeten Pflegern kommen.
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