Verbreitung:
Schwarzhalskraniche leben in den hochgelegenen und
vielfach gebirgigen Regionen im Südwesten Chinas (Tibet,
Xizàng). Hier gibt es in den Gebirgstälern zahlreiche grössere
(der Zhari-Namco-See beispielsweise ist mit fast 1000 km² Fläche
etwa so gross wie Rügen, Deutschlands grösste Insel
und mehrfach so gross wie die Müritz - der Müritz-See
- in Mecklenburg-Vorpommern. Dieser grosse, über 50 km lange
See liegt in über 4500 m Höhe!) und
kleinere und natürlich auch sehr kleine Gewässer, die
den Vögeln Schutz und Nahrung bieten.
Eine kleine isolierte Population soll es im Norden Indiens geben.
Da es Angaben
über das historische Verbreitungsgebiet nicht gibt, ist man
in dieser Beziehung auf mündliche Überlieferung, alte
Abbildungen u.ä. angewiesen. Demnach scheint es so, dass
Schwarzhalskraniche früher ein grösseres Gebiet besiedelt
haben.
Schwarzhalskraniche
sind keine richtigen Zugvögel, weichen im Winter aber in
niedrigere Regionen aus, die östlich ihrer Brutgebiete zu
finden sind. Siehe mehr dazu weiter unten unter dem Punkt "Lebensweise
und Verhalten".
Beschreibung:
Schwarzhalskraniche gehören mit etwa 115 - 130 cm zu den
mittelgrossen Kranichen.
Diese Grössenangabe bedarf allerdings einer Erläuterung:
Es ist erstaunlich, welche Unterschiede in der Grössenangabe
bei den verschiedenen Autoren zu finden sind: Das differiert von
110 cm über 115 cm (International Crane Foundation, ICF)
bis zu stattlichen 139 cm, die ihnen die IUCN zugesteht.
Nach eigenen
Beobachtungen an Schwarzhalskranichen, die in Menschenobhut gehalten
werden, hält der Verfasser 125 - 130 cm für realistisch.
Für 2016 hat er sich nun aber vorgenommen, die Grösse
auch dieser Art persönlich am lebenden Objekt zu ermitteln
- ganz exakt mit dem Zollstock.
Schwarzhalskraniche
sind vielleicht ein kleines bisschen grösser - vielleicht
auch nur ein bisschen kompakter - als unsere einheimischen Graukraniche,
denen sie äusserlich aber in vielerlei Hinsicht ähneln
Die Grundfarbe
des Gefieders ist ein helles Grau (heller als bei unserem Graukranich),
Hals und Kopf sind tiefschwarz, mit einem unbefiederten roten
Krönchen.
Vor allem
wegen seiner wohlausgewogenen Proportionen und den sehr ausgeprägten
verlängerten Armschwingen (scheinbarer "Schwanz")
gilt er vielen Kranichliebhabern als der schönste aller Kraniche.
Lebensweise
und Verhalten:
Im Unterschied zum Graukranich ist der Schwarzhalskranich allerdings
ein ausgesprochener Hochgebirgsvogel, der bis in die hoch
gelegenen (bis über 4500 m) Gebirgstäler Tibets und
Chinas steigt, um in den Sumpf- und Überschwemmungsgebieten
dieser Täler zu brüten. An solchen Standorten bleibt
die Vegetation auch im Sommer kümmerlich.
Die Schwarzhalskraniche, die in so grosser Höhe ihre Jungen
zeitigen, bevorzugen als Neststandort deshalb wohl kleine Schlamminseln
in offenen Gewässern, wo sie trotz mangelhafter Deckung vor
vierbeinigen Beutegreifern weitgehend sicher sind. An diesen Standorten
wird in Ermangelung von passendem Material auch kaum ein Nest
gebaut.
Die
in niedrigeren Regionen brütenden Vögel bauen ein richtiges
Nest aus alten Halmen an sumpfigen Uferstreifen, so wie es die
meisten Kraniche machen.
Es wird berichtet, dass Schwarzhalskraniche gerne in Gesellschaft
von Streifengänsen (Anser indicus) oder Rostgänsen (Tadorna
ferruginea) brüten.
Manchmal schon Ende Mai - zu einer Zeit also, in der Nachtfröste
im Brutgebiet noch die Regel sind - werden 1 - 2 Eier gelegt,
die in der für die meisten Kraniche üblichen Zeit von
etwa 31 Tagen erbrütet werden. Die Hauptbrutzeit aber ist
im Sommer, was den Jungvögeln natürlich nicht viel Zeit
lässt, um sich auf den anstrengenden Flug in die Überwinterungsgebiete
vorzubereiten.
Beide Partner brüten; die Männchen meistens während
der Nacht. Tagsüber hält es sich dann etwa 200 m vom
Nest entfernt auf, um mögliche Fressfeinde rechtzeitig vom
Nest weglocken zu können.
Die Jungen
sind mit etwa 3 Monaten flügge; sie bleiben den ersten Winter
über bei den Eltern.
Schwarzhalskraniche
sind keine richtigen Zugvögel, weichen aber im Herbst
in tiefer gelegene Regionen aus. Dort halten sie Nachlese auf
den abgeernteten Reis-, Weizen- und Gerstefeldern. Ähnlich
wie wir es vom Graukranich her kennen, zeigen sie im Winter eine
eher geringe Fluchtbereitschaft gegenüber den Menschen und
sind oft in der Nähe von Gehöften zu beobachten.
Schwarzhalskraniche
sind durch die Zerstörung ihrer Lebensräume bedroht,
haben aber von den Menschen wenig zu befürchten: Sie brüten
und überwintern in Ländern, in denen sie nicht nur unter
gesetzlichem, sondern auch unter religiösen
und dem Schutz der überkommenen Traditionen stehen. Genau
das dürfte der Grund für ihre relative Vertrautheit
in der nahrungsarmen Jahreszeit sein, was ihnen wiederum ermöglicht,
in der Nähe menschlicher Siedlungen doch Futter zu finden
und nicht selten sogar gefüttert zu werden.
Der Ruf ist
ein wirklich lautes Trompeten, das gerne im Duett der beiden
Brutpartner vorgetragen wird.
Nach Beobachtungen
des Verfassers bei Schwarzhalskranichen in Menschenobhut rufen
die Vögel auch bei der Brutablösung, die bei den meisten
Kranicharten in aller Stille und Heimlichkeit vor sich geht -
normalerweise so heimlich, dass man als Beobachter kaum mitkriegt,
dass ein anderer Vogel vom Brutplatz kommt, als hingegangen ist.
Schwarzhalskraniche
ernähren sich wie alle anderen Arten sowohl von pflanzlicher,
als auch von tierischer Nahrung, scheinen aber stärker
als die anderen Arten auf tierisches Eiweiss angewiesen zu sein.
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